Eine Studie aus 2018 belegt, dass die digitale Transformation zu 47,1 % einen großen und zu weiteren 45,5 % einen moderaten Einfluss auf die betriebliche Aus- und Weiterbildung hat (Siepmann Media Research). Wie würden die Werte wohl in 2020 aussehen und welche Anforderungen werden damit an die Entwicklung hybrider Lernformen gestellt? Der didaktische Aufbau hybrider Lernformen ist heute ein zentraler Schlüssel für mehr Erfolg.

Hybrides Lernen (oder auch Blended Learning) beschreibt im Wesentlichen ein Lehr- und Lernkonzept, welches eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von Präsenzseminaren und virtuellem Lernen auf der Basis moderner Kommunikationsmedien vorsieht.  Der Grundansatz ist dabei, dass sich Präsenz- und Online-Angebote gewinnbringend gegenseitig unterstützen. Damit dies funktioniert, bedarf es einer guten Struktur und eines sinnvollen didaktischen Ansatzes.

Die Anforderungen sind deutlich vielfältiger und anspruchsvoller als bei herkömmlichen Präsenzformen – denn die Teilnehmenden müssen auf unterschiedlichste Art angesprochen und aktiviert werden und sollen das hybride Lernen eindeutig als Mehrwert identifizieren.

Bevor mit dem strukturellen Aufbau begonnen wird, sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Die Kompetenzanforderung an Mitarbeitende hat sich geändert
  • Die Anforderungen an Führungskräfte (digital leadership) sind neu
  • Die Personalentwicklung in den Unternehmen braucht flexiblere und dynamische Lösungen
  • Die Personalentwicklung muss verstärkt informelles Lernen unterstützen
  • Kurze Lerneinheiten und Lernnuggets werden spätestens seit der Coronakrise immer relevanter
  • Die Lerninhalte müssen auf die Arbeitssituation abgestimmt und vermehrt personalisiert sein
  • Der Wissenstransfer rückt stärker in den Vordergrund
  • Performance Support und Workplace Learning hat sich deutlich verändert
  • Die Integration von Arbeits- und Lernformen sowie die Flexibilisierung von Arbeits- und Lernzeiten hat sich in den letzten Monaten drastisch verändert

Es geht nicht nur darum, ein gutes Konzept zu entwickeln, sondern vielmehr neue Trainingsstrategien zu erarbeiten. In der der o. g. Studie aus 2018 gaben 22,6 % der befragten Unternehmen an, bereits eine Trainingsstrategie zu haben, während bei 31,3 % eine solche Strategie erst in Planung ist. Ergänzend dazu gaben 46,2 % der befragten Unternehmen an, aktuell weder über eine Trainingsstrategie zu verfügen, noch dass eine solche Strategie geplant war. Spätestens seit März 2020 und dem Beginn der Corona-Krise in Deutschland hat sich das in vielen Unternehmen geändert.

Die Konzeption eines hybriden Lernformates erfolgt in folgenden Schritten:

  1. Analyse der Zielgruppe
  2. Analyse der Ausgangssituation
  3. Ziele definieren
  4. Entwicklung des Grobkonzeptes 
  5. Aufspaltung des Grobkonzeptes nach didaktischen Gesichtspunkten (Welche Inhaltselemente eignen sich für eine eLearning-Plattform, welche für ein Webinar und welche für ein Präsenzseminar?)
  6. Methodik für jeden Teilbereich festlegen
  7. Medienwahl und Visualisierungsgrad definieren
  8. Zeitmanagement für jeden Teilbereich festlegen
  9. Evaluierungsmöglichkeiten planen
  10. Ablauf sicherstellen
  11. Lernprozess professionell begleiten und moderieren
  12. Nachbereitung

Die digitale Transformation bietet sehr viele Möglichkeiten für Unternehmen und Trainingsanbieter. Und hybrides Lernen ist tatsächlich eine wunderbare Erweiterung zu den reinen Präsenzformen. Die Ergebnisse der Studie 2018 zeigen eindeutig, dass die befragten Unternehmen bisher durchweg positive Erfahrungen gemacht haben. 80,7 % der befragten Unternehmen gaben an, dass der Lernprozess deutlich zielgerichteter geworden ist. Bei etwa 65,6 % hat der Einsatz von individualisiertem Lernen zu einem effektiveren Ressourceneinsatz geführt, z. B. durch produktivere Lernzeiten, weil Mitarbeiter sich nur auf die Lerninhalte konzentrieren können, die auch wirklich einen Mehrwert darstellen. Und 55,7 % haben die Erfahrung gemacht, dass sich durch individualisiertes Lernen die Vertiefung und Anwendung von erworbenem Wissen verbessert hat.

Ein Grund mehr, die Weiterbildung neu zu denken und mit Elan an den Aufbau hybrider Lernformen zu gehen. Aufgrund ihrer Erfahrung in der Konzeption didaktisch sinnvoller Lernformate bietet sich Trainingsanbietern hier die Chance, die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung hybrider Lernformen zu unterstützen.